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5 Tipps für die digitale Bildbearbeitung von Architekturfotografien

Geschrieben von Regine Giesecke am .

Eine hochwertige Architekturaufnahme erkennt man daran, dass sie natürlich aussieht. Die Lichtstimmung und der Raumeindruck entsprechen dem, was der Fotografierende wahrgenommen hat. Um das hinzubekommen, bedarf es meistens einiger Korrekturen am Ursprungsbild.

Helligkeit ausgleichen

Das menschliche Auge in Verbindung mit dem Gehirn gleicht problemlos Helligkeitsunterschiede aus. Die Kamera belichtet jenen Bereich optimal, auf dem der Fokus liegt. In einer Belichtungsreihe kann man alle Bereiche des Motivs optimal belichten und dann in der digitalen Bildbearbeitung so komponieren, wie man die Situation vor Ort wahrgenommen hat.
Bei der Auswahl des besten Motivs für die digitale Bildbearbeitung ist wichtig, darauf zu achten, dass in jedem Bereich des Bildes noch Zeichnung ist. Das bedeutet weder ganz unterbelichtete, komplett schwarze, noch ganz überbelichtete, komplett weisse Bereiche.
Ich setze mal voraus, das jeder Leser im Camera-Raw-Modus fotografiert. Falls nicht, empfehle ich diesen Blogartikel zu lesen. – und dann sofort damit zu beginnen. 🙂

Hier ein Motiv im Vergleich: das Raw-Bild – Rohdatenformat (englisch raw, «roh») – und das korrigierte Bild. Es ist ein schwieriges Motiv mit grossen Helligkeitsunterschieden.

Auf dem linken Raw-Bild ist noch etwas Zeichnung in den hellen Bereichen, das ist gutes Ausgangsmaterial für den Helligkeitsausgleich.
Nun werden im jeweiligen Bildbearbeitungsprogramm die Tiefen aufgehellt und die Lichter abgedunkelt. Dabei behält man gleichzeitig den Kontrast des Motivs genau im Auge. Der muss anschliessend mit Hilfe des Kontrast-Reglers wieder leicht verstärkt werden.
In den meisten Programmen, ich führe diese Bearbeitungsschritte im «Camera-Raw-Programm» aus, kann man auch den Regler für Weiss und Schwarz noch justieren.

Verzerrungen und Fehler des Objektivs korrigieren

Wenn die Kamera bereits beim Fotografieren horizontal ausgerichtet ist und frontal zum Motiv steht, dann sind nur noch die Verzerrungen und Fehler des Objektivs zu korrigieren.

In den Randbereichen von Objektiven, bei bestimmten Brennweiten, werden nahe gelegene Bereiche verzerrt dargestellt. Die sogenannte Fassverzerrung führt dazu, dass gerade Linien nach aussen gebogen sind. Bei der sogenannten Nadelkissenverzerrung sind die geraden Linien nach innen gebogen. Diese Verzerrungen lassen sich ebenfalls im «Camera Raw» bei den Objektivkorrekturen korrigieren. Die gängigen Objektiv-Typen werden sogar automatisch vom Programm erkannt. 

Tipp: In gefliesten kleinen Räumen, z.B. einem Gäste-WC, fotografiert man besser einen schönen Ausschnitt, als mit dem Weitwinkel eine starke Verzerrung zu erzeugen. Unser Auge erkennt das regelmässige Raster und die Proportionen automatisch und empfindet die kleinste Verzerrung bereits als störend. 

Auch die Vignettierung sollte korrigiert werden. Sie bezeichnet die leichte Abdunklung des Motivs zu den Randbereichen und Ecken hin. Die Vignettierung kann ebenfalls im Bereich der Objektiv-Korrekturen durch leichtes Aufhellen korrigiert werden.

Die «Chromatischen Aberrationen» können ebenfalls im Bereich der Objektivkorrektur korrigiert werden. Man sieht sie am einfachsten in der Vergrösserung. Das sind die farbigen Lichtbänder in Violett, Gelb oder Rot, die an den Kanten entstehen, an denen das Sonnenlicht reflektiert wird.

Wenn anschliessend die Fotografie im Bildbearbeitungsprogramm nachbearbeitet wird, können dort mit Hilfe der Linealfunktion nochmal genau alle Kanten geprüft und gegebenenfalls begradigt werden.

Farbigkeit

In diesem Bereich – neben anderen, auf die ich in meinen kommenden Beiträgen genau eingehen werde – kannst Du aus der Fotografie Dein eigenes Bild machen. Du wählst die genaue Farbstimmung und Sättigung aus, die der Fotografie einen bestimmten Stil verleihen.
Vergleichbar mit der Mode, gibt es auch in der Architekturfotografie verschiedene Trends, mit Farben und Kontrasten umzugehen.
Im Programm «Camera Raw», aber natürlich auch je nach persönlicher Vorliebe in jedem anderen Bildbearbeitungsprogramm, lassen sich sehr gut die Farben korrigieren und verändern.
Der Weissabgleich dient dazu, den ungewollten Farbstich, den jede Lichtquelle, auch das Tageslicht – siehe auch Blogbeitrag 1 – im Bild verursacht, zu neutralisieren, damit das Motiv so aussieht, wie man es mit dem Auge wahrgenommen hat. Wir haben die Farbwahrnehmung erlernt und wissen, dass z.B. ein Blatt Papier weiss ist; dadurch kompensieren wir beim Sehen jeden Farbstich, wozu die Kamera und das Objektiv nicht in der Lage sind.

In der Architekturfotografie wirken, nach meinem Geschmack, zu intensive Farben in der Umgebung eher störend auf die Architektur. Deshalb empfehle ich bei sonnenbeschienenen grell-grünen Wiesen und auch bei einem intensiv cyanblauen Himmel die Farbsättigung zu verringern. So bleibt der Fokus bei dem, was an der Architektur wichtig ist.

Die Farb-Luminanz beschreibt die Helligkeit oder Dichte einer Farbe. Auch hier kann man jede Farbe einzeln korrigieren.

Der richtige Ausschnitt

Nicht immer gelingt es schon beim Fotografieren, den richtigen Bildausschnitt zu finden. Die Entscheidung, was weggelassen werden kann, ist nicht immer leicht. Oft findet man erst bei der digitalen Nachbearbeitung die Ruhe, um zu forschen, wie das Bild eine bessere grafische Qualität erhält. Ich meine damit, dass der Fotografierende Übersetzungsarbeit in doppelter Hinsicht leistet: Das Gebäude wird einerseits von der Dreidimensionalität ins Zweidimensionale übersetzt, andererseits entsteht aus dieser Abbildung eine eigenständige Fotografie, die nach ästhetischen Prinzipien der Bildgestaltung für sich selbst steht.
Hier kann man sehr gut seinen persönlichen Stil finden. Wichtig finde ich, dass man bewusst entscheidet, welchen Ausschnitt eines Objekts man fotografiert, ob ein Hochformat oder ein Querformat. Aus der Grafik kommend, reizt mich die Reduktion auf den Kern, auf das Wesentliche eines Gebäudes. Bei jedem Shooting versuche ich, diesen zu finden und in einem Ausschnitt, der für das Ganze steht, zu zeigen.

Die Schärfe

Die Scharfzeichnung ist ein rechter Eingriff in die Bildpixel. Daher wird dieser Schritt immer erst am Ende der Bildbearbeitung ausgeführt. Wenn mit Stativ und Vorauslösung und einem für das Objektiv geeigneten Blendenwert – ca. 2 Blendenwerte unter der Maximalblende, wegen der Beugungsunschärfe, wurde, dann müssen die Fotografien in der digitalen Bildbearbeitung nur noch wenig scharfgezeichnet werden.
Die Scharfzeichnung kann in zwei Stufen, zunächst im «Camera Raw» und anschliessend noch im jeweiligen Bildbearbeitungsprogramm, vorgenommen werden. Wie genau die Werte sein sollten, kann man pauschal nicht sagen, weil das gezielt für das jeweilige Objekt, für die Abbildungsgrösse und schliesslich das Ausgabemedium passen sollte. Und zu viel schärfen sieht schnell unnatürlich aus. Gerade bei Architekturfotografie bekommen dann Kanten helle Begleitlinien, ähnlich wie bei der Chromatischen Aberration.
Wer sich da vertiefen möchte, dem empfehle ich z.B. das Tutorial vom Magazin «Onlineprinters».

Mit diesen 5 Schritten holst Du sicher das Beste aus jedem Motiv heraus. Sich Zeit zu nehmen für die digitale Bildbearbeitung, für das feine Justieren der Farben und des Bildausschnitts hin zu einer reizvollen Bildkomposition, machen den sichtbaren Unterschied hochwertiger Architekturfotografie aus.

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